Verband Deutscher Antiquare e.V.
Friedrich Sally Grosshut (1906-1969) Antiquarian Booksellers in Exile
Friedrich Sally Grosshut was born into a family of antique dealers in 1906 in Wiesbaden (Germany). From 1925 to 1929 he studied the law at Frankfurt University and received a Doctor of Law degree in 1932. His career came to an abrupt end with the seizure of power by the Nazis a year later. Grosshut emigrated to Haifa (Israel), where he founded an antiquarian bookshop together with his wife Sina. He describes the situation of the emigrants and their libraries between 1933 and 1938 in his memoirs Mosaik eines Lebens: Until 1938 the Grosshuts were able to buy numerous second-hand and rare books from emigrants who had found ways to take their libraries with them to Israel. In need of money they were forced to sell their books. Many of them were rare and valuable and had once been bought in Germany for a vast amount of money. Now, Grosshut remembers, hardly anyone among the emigrants could afford to spend money for precious books. So, the wonderful libraries were scattered, the books were bargained for cheap prices to the deepest sorrow of their former owners and the antiquarian bookseller who had to deal with that sad situation.
In Haifa Friedrich Sally Grosshut met authors and artists like Arnold Zweig, Else Lasker-Scher and Max Brod, in 1941/42 Grosshut and Zweig were editors of the journal Orient. After World War II Grosshut worked as a journalist in Sweden, 1949 he and his wife Sina went to the United States, where he wrote articles and books, while he was not able to teach at New York University because of his epilepsy. After his death in 1969 Sina Grosshut settled in Los Angeles, Friedrich Sally Grosshuts property (novels, plays, poetry, articles, essays and his correspondence with Hermann Kesten, Lion Feuchtwanger, Oskar Maria Graf, Thomas and Heinrich Mann, Arnold Zweig) was given to the University of New Hampshire. Some of his works and related documents have been digitalized by the Centre for Jewish History.
A detailed account of Friedrich Sally Grosshuts life can be read in Ernst Fischers biographical handbook "Verleger, Buchhdler & Antiquare aus Deutschland und terreich in der Emigration nach 1933":
Grosshut, Friedrich Sally 16. 7. 1906 Wiesbaden 7.10.1969 North Bergen I NY; Schriftsteller, Antiquar in Paltina; Dr. jur.
Der Sohn eines polnischen Antiquitenhdlers studierte 1925 bis 1929 Rechtswissenschaften in Frankfurt I Main und promovierte 1932. Im Jahr darauf emigrierte Grosshut nach Paltina und grdete 1936 zusammen mit seiner Frau Sina in Haifa aus eigenen Buchbestden ein deutschsprachiges Antiquariat:
Wir hatten vor, mit dem Erl aus den ersten Verkfen weitere Bher von den deutsch-jischen Einwanderern zu erstehen, denn bis 1938 konnten viele von ihnen noch ihren ganzen Haushalt, einschlieich Kunstgegenstde und Bher, mitnehmen. Das waren die, die sich glklich schzen durften, den Nazis - wenn auch verarmt, so doch erhaupt entfliehen zu knen, wohingegen die meisten der Juden, denen gro Betriebe gehten, kurzerhand in den Konzentrationslagern ermordet, vergast wurden.
Diejenigen, die ihr Leben und ihre private Habe retten konnten, brachten zum Teil ganz wunderbare, mitunter vieltausendbdige Bibliotheken mit, denn die meisten stammten aus kultivierten und gebildeten Familien, waren Intellektuelle mit manchmal zwei und drei Doktordiplomen. Von diesen nach Paltina Verschlagenen also konnten wir Bher en masse aufkaufen. Und welche Bher! Seltene und teure Ausgaben, mit viel Liebe und Kunstverstdnis teuer in Deutschland erworben, mussten von ihnen f wahre Schundpreise verkauft werden, weil sie oftmals einfach nicht das nige Geld f die Befriedigung der dringendsten tlichen Bedfnisse hatten. Hinzu kam, dass nur wenige der des Deutschen mhtigen Juden materiell in der Lage waren, sich den Luxus eines seltenen Buches, selbst bei einem lherlichen Preis, zu leisten. Hten wir damals nur etwas Geld rig gehabt, um wenigstens einen kleinen Teil dieser erlesenen Ausgaben behalten zu knen, wir wen heute reich, doch wir sahen uns gezwungen, sie mit zumeist ganz geringem Profit sofort weiterzuverkaufen.
[ ... ] allein schon durch den Bhereinkauf hatten wir Kontakt mit vielen sehr gebildeten Leuten. Oft genug aber war dies auch rst peinlich, und wir kamen uns wie Ausbeuter vor, wenn wir ihre schmerzerflten Gesichter bemerkten, das tiefe Bedauern und die Resignation, weil sie sich von ihren geliebten Bhern trennen mussten, und dies f einen Bruchteil des wirklichen Werts. [ ... ] Im rigen wurde uns schnell klar, dass unsere kleine Bherstube bald ohne Bher sein wde, denn nach 1938 durfte kein Jude mehr seinen privaten Besitz aus Deutschland mitnehmen.
Neben dem Antiquariat unterhielt das Ehepaar Grosshut in seiner Wohnung in der Bargiora-Stra eine Vortragsgemeinschaft, die sich bald zu einem literarischen Zentrum f deutschjische Schriftsteller wie Arnold Zweig, Else Lasker-Scher oder Max Brod entwickelte und zehn Jahre existierte. 1941/42 fungierte Friedrich Sally Grosshut zusammen mit Arnold Zweig als Herausgeber der Zeitschrift Orient.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs ging Grosshut nach Schweden, wo er als Journalist arbeitete; 1949 ersiedelte das Ehepaar in die USA; aus Krankheitsgrden Grosshut litt unter epileptischen Anflen schlug er eine Dozentenstelle f Deutsche Geschichte an der New Yorker Universit aus und erwarb seinen Lebensunterhalt in einer Textilfabrik, nebenbei verfasste er Artikel f Emigrantenzeitschriften.
1957 erhielt Grosshut von der BRD eine finanzielle Wiedergutmachung. Von dem Betrag erwarb seine Frau Sina ein kleines Gescht f Handtaschen, hier konnte Grosshut stundenweise mitarbeiten und widmete sich sonst seiner schriftstellerischen Arbeit.
Nach Grosshuts Tod ersiedelte seine Witwe zu ihrer Schwester nach Los Angeles, den Nachlass ihres Mannes (unvollendete Romane und Novellen, Briefwechsel u. a. mit Hermann Kesten, Lion Feuchtwanger, 0. M. Graf, Arnold Zweig) ereignete sie der University of New Hampshire.
Literature
SINA GROSSHUT: Mosaik eines Lebens. London: The World of Books 1987 S. 48 ff. DBE; BERENDSOHN II (1976) S.164; HELMUT PFANNER: Friedrich Sally Grosshut. ln: JOHN M. SPALEK [Hg.]: Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933. Bd. 2: New York. Teil 1. Bern: Francke 1989 S. 294-304; International Feuchtwanger Society Konferenz, Vortrag 7. 9. 2009 im Rahmen der Veranstaltung Exi l - Glaube und Kultur von Andrea Chartier-Bunzel: Exil in Paltina - Friedrich Sally Grosshut im ideologischen Spannungsfeld zwischen Antifaschismus, Zionismus, Sozialismus und Kapitalismus, www.orpheustrust.at [online].
Ernst Fischer: Verleger, Buchhdler und Antiquare aus Deutschland und terreich in der Emigration nach 1933. Ein biographisches Handbuch.
With an essay and 20 photographs. Book design: Ralf de Jong. Elbingen, Verband Deutscher Antiquare, 2011. 431 pp., Cloth.