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Emil Hirsch

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The fifth part of the series of 25 booksellers’ biographies from Ernst Fischer’s biographical handbook "Verleger, Buchhändler & Antiquare aus Deutschland und Österreich in der Emigration nach 1933" is dedicated to Emil Hirsch, who started his career in Munich in the year 1884 as an apprentice at Ludwig Rosenthal’s antiquarian bookshop. After working with Oscar Gerschel in Stuttgart, Zahn & Jaensch in Dresden and, as partner, with Gottlob Hess in Munich, he founded his own company in 1879. Emil Hirsch’s antiquarian bookshop and auction house very soon became the centre of bibliophily in the Bavarian capital. He was a founding member of the Gesellschaft der Münchener Bücherfreunde, encouraged Hans von Weber to establish the „Hundertdrucke“ and supported the Bremer Presse. Famous collectors, authors and artists like Karl Wolfskehl and Franz Marc were amongst his friends.

Hirsch, an expert in German and French book illustration and a representative of the German antiquarian book trade in its prime, published a number of important catalogues which are still used today. His shining career came to an end with the seizure of power by the Nazis. Since 1933 he was no longer allowed to work as a rare book expert, in 1935 the Nazis forbade him to work as an antiquarian book dealer. Within four weeks he had to close his business. It lasted two more years until he and his wife got the possibility to emigrate to New York, where Emil Hirsch immediately started working at Walter Schatzki’s antiquarian bookshop in Madison Avenue. At this point Hirsch was already 72 years old, but he continued working with Schatzki and his son-in-law Hellmuth Wallach until his death in 1954. Three years later, parts of his collection were auctioned in Amsterdam by the Internationaal Antiquariaat Menno Hertzberger on 22nd October 1957.

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Hirsch, Emil 14. 3. 1866 Mergentheim - 27. 7. 1954 New York; Antiquar.


Der Kaufmannssohn kam nach Besuch der ersten Gymnasialklassen als 15-Jähriger zu LUDWIG ROSENTHAL in München in die Lehre. 1884/85 arbeitete er dort ein Jahr lang als Gehilfe und ebenfalls ein Jahr im Antiquariat OSCAR GERSCHEL in Stuttgart, dann zwei weitere Jahre lang wieder in München bei LUDWIG ROSENTHAL. Im Oktober 1888 übernahm er die Leitung des Antiquariats von ZAHN & JAENSCH in Dresden, 1890 wurde er Leiter des Antiquariats J. HESS in Ellwangen. 1892 wurde Emil Hirsch Teilhaber des Antiquariats von GOTTLOB HESS in München, Arcostraße I. Im November 1897 machte Hirsch sich mit einem Ladengeschäft in der Karlstraße 6 selbständig und spezialisierte sich auf den Handel mit Bavarica und Monacensia. Aufgrund mangelnder Nachfrage verkaufte er diese Bestände aber an die LENTNERSCHE BUCHHANDLUNG in München und verlagerte seinen Schwerpunkt auf deutsche Literatur und später auf Inkunabeln und Luxusdrucke, die mehr im Sammelinteresse der 10er und 20er Jahre lagen.

Emil Hirsch zählte 1907 zu den Gründungsmitgliedern der Gesellschaft der Münchener Bücherfreunde. Seit 1916 veranstaltete Hirsch wichtige Auktionen (wie die der Sammlungen Arthur Rümann, Karl Voll, Georg Hirth, Sayn-Wittgenstein oder Piloty) und pflegte Geschäftskontakte mit Literaten und Malern wie Kar! Wolfskehl, Wilhelm Trübner und Franz Marc.

Die Buchkunstbewegung förderte er intensiv; so regte er Hans von Weber zu den Hundertdrucken an und unterstützte als Subskribent die BREMER PRESSE. Laut Emil Preetorius waren Hirschs Geschäftsräume (seit 1925 am Karolinenplatz 2) >der inoffizielle Treffpunkt [ ... ] für das geistig-künstlerische München<. Der Antiquar war leitendes Mitglied im Münchner Verband des Deutschen Kunst- und Antiquitätenhandels und insgesamt ein hervorragender Repräsentant der Blütezeit des Antiquariatsbuchhandels in dieser Stadt. Als Kenner der deutschen und französischen Buchillustration, Einbandkunst und der klassischen und romantischen Literatur erstellte Hirsch über das Tagesgeschäft hinaus wirkende Kataloge, die heute noch als Referenzwerke konsultiert werden.

Schon bald nach der nationalsozialistischen >Machtergreifung< hatte Hirsch unter Schikanen der Behörden zu leiden. Am 12. August 1933 wurde er vom Amtsgericht München aus dem Verzeichnis der beeidigten Sachverständigen für alte Bücher gestrichen, im Juni 1935 wurde es ihm untersagt, Auktionen zu veranstalten, drei Monate später teilte man ihm mit, dass er nicht die Voraussetzungen für die Mitgliedschaft in der Reichskammer mitbringe, für die Auflösung seines Geschäftes wurde ihm eine Frist von vier Wochen eingeräumt. Durch Einlegung eines Widerspruchs konnte Hirsch die Geschäftsauflösung hinauszögern.

Im Mai 1937 meldete Emil Hirsch aufgrund weiterer Repressalien bei der Münchener Polizeidirektion die Schließung seiner Firma an. Anfang 1938 stellte er gemeinsam mit seiner Frau Anna den Antrag auf Auswanderung in die USA zu ihren Kindern Maria und Rudolf. Damals bereits 72-jährig, gelangte Hirsch mit seiner Frau auf einem Auswandererschiff nach New York, um dort in dem von seinem 1937 immigrierten Schwiegersohn Hellmuth Wallach gemeinsam mit Walter Schatzki in der Madison Avenue betriebenen Antiquariat mitzuarbeiten.

Emil Hirsch ging noch bis ein Jahr vor seinem Tod täglich ins Geschäft. Teile der Bibliothek (An important collection of books on bibliography, printing and kindred subjects from the library of the late Emile Hirsch) versteigerte das INTERNATIONAAL ANTIQUARIAAT MENNO HERTZBERGER am 22. Oktober 1957 in Amsterdam. Das Geschäft wurde bis 1970 von Wallach weitergeführt, der schon all die Jahre von der gleichen Firma aus, aber unabhängig, mit Graphik und Kunstbüchern gehandelt hatte.

Literature


Rosenthal-Fragebogen; LGB 2; Bayerisches StA München Polizeidirektion München 13951; ARTHUR RÜMANN [Hg.): Der niederträchtige Postreuter aus München. Emil Hirsch zum 6o. Geburtstag. München 1926; Bbl. 86 vom 16. 4. 1926 S.14; HOMEYER: Bibliophilen und Antiquare (1966) S. 34 f., 140; ARTHUR RÜMANN: Emil Hirsch. ln: Bbl. (FfM) Nr. 76 vom 24.9.1954 S. 558; PERCY MUIR: Minding my own Business. London: Chatto & Windus 1956 pp. 166 ff.; HANS LAMM: Von Juden in München. Ein Gedenkbuch. München: Ner-Tamid -Verlag 1959 S. 231; WITTMANN: Hundert Jahre Buchkultur (1993) S. 169; Die Rosenthals (2002) 5.147f.; BACH, FISCHER: Antiquare (2005) S. 341 f.

Ernst Fischer: Verleger, Buchhändler und Antiquare aus Deutschland und Österreich in der Emigration nach 1933. Ein biographisches Handbuch.


With an essay and 20 photographs. Book design: Ralf de Jong. Elbingen, Verband Deutscher Antiquare, 2011. 431 pp., Cloth.

The International League of Antiquarian Booksellers is proud to publish some of the most impressive stories told in Ernst Fischer’s biographical handbook. For more information please visit the website of the German Antiquarian Booksellers' Association (VDA)

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