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Verband Deutscher Antiquare e.V.

"A living book in a world without books" - Soylent Green

It's the year 2022 ... New York City has become overpopulated with 40 million people and pollution has caused the temperature to be risen and all natural resources have been destroyed, leaving 40 million people starving. People do anything to get what they need. And they need Soylent Green. New York police detective Thorn is accused of murder by government agents because he gets too close to a secret involving the origins of the revolutionary foodstuff created by the Soylent Company. His assistant is Sol Roth, one of the few "living books in a world without books". Roth has lost his job, the only thing he can do for his living is to be "a living book". As such Roth gives Thorn all the information and all the knowledge that he needs. There are many "living books" in this world where strawberries, fresh meat and books are as rare as humanity. They meet at the "Exchange" – a kind of library ... A German review of this famous science fiction movie.
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Review by Holger Epp


It's the year 2022 ... New York City has become overpopulated with 40 million people and pollution has caused the temperature to be risen and all natural resources have been destroyed, leaving 40 million people starving. People do anything to get what they need. And they need Soylent Green. New York police detective Thorn is accused of murder by government agents because he gets too close to a secret involving the origins of the revolutionary foodstuff created by the Soylent Company. His assistant is Sol Roth, one of the few “living books in a world without books”. Roth has lost his job, the only thing he can do for his living is to be “a living book”. As such Roth gives Thorn all the information and all the knowledge that he needs. There are many “living books” in this world where strawberries, fresh meat and books are as rare as humanity. They meet at the “Exchange” – a kind of library ... A German review of this famous science fiction movie.

"It`s time for you to get another book!" Was der Werbespruch eines Antiquariats sein könnte, bedeutet in dem Film "Soylent Green" etwas viel Gravierenderes: Einem Menschen in einer hoffnungslosen ökonomischen Situation seine Lebensgrundlage zu entziehen und ihn durch einen anderen, effektiveren aus einem Millionenheer von Arbeitslosen zu ersetzen. Sol Roth (Edward G. Robinson) ist solch ein bedrohtes "Buch", ein ehemaliger Lehrer und Professor, der in einer degradierten Gesellschaft nichts anderes anzubieten hat als sein Wissen, ein paar alte Wälzer im Regal und die Fähigkeit, zu lesen und zu recherchieren. Hilfsdienste für einen Polizisten sind sein täglich Brot, er ist eine Art persönlicher Archivar, Computer und Rechercheur – ein "Buch" eben – von Detective Robert Thorn (Charlton Heston), mit dem er eine Dachwohnung teilt. Im "Exchange", einer Mischung aus Bibliothek und Antiquariat ("Zutritt nur für autorisierte Bücher"), trifft er mit anderen "Polizeibüchern" zusammen und tauscht mit ihnen Fakten und selten gewordene Druckschriften aus. Kurz, Sol Roth ist "a living book in a world without books".

Dieser Niedergang von Bildung und Buchkultur ist symptomatisch für die Welt, die uns der Film "Soylent Green" ausmalt. Die malthusianische Katastrophe ist hier eingetreten; was der Club of Rome 1972 der Öffentlichkeit als düsteres Szenario vorlegte, ist noch im selben Jahr durch Regisseur Richard Fleischer filmische Realität geworden. Umweltzerstörung, Klimawandel und Überbevölkerung erniedrigen menschliches Leben zu einer bloßen Existenz. 40 Millionen Menschen drängen sich im von Hitze, Smog und Raummangel geplagten New York zusammen. Für Wasser muss man Stunden anstehen, die Bevölkerung kann nur mit Nahrungskonzentraten am Leben erhalten werden, wie dem beliebten, aber rationierten Soylent Green aus Meeresplankton. Es ist ein Leben wie in Flüchtlingscamps, der Mensch vegetiert in seiner selbstverursachten Katastrophe als wahrlich gottverlassenes Wesen dahin.

Natürlich gibt es auch in diesem New York der Zukunft Privilegierte, die in teuren, von der Außenwelt abgeschotteten Apartments wohnen, sich 279 Dollar für einen Beutel voll Frischgemüse leisten können und wie Feudalherren über ihre Mitmenschen herrschen. Wo Gelehrte sich zu reinen Hilfsarchivaren degradiert sehen, werden natürlich auch andere instrumentalisiert: Ein Reicher wird in seiner Wohnung ermordet und als unser Polizist Thorn am Tatort eintrifft, fragt er die hübsche, junge Frau im Eck: "Sind Sie Inventar?" ("Furniture?" – "Yes." – "Personal or building?" – "Building.") Es versteht sich, dass Thorn zugreift, sich schamlos an den Lebensmitteln und der Seife, dem Alkohol und der Kurtisane (Leigh Taylor-Young) des Ermordeten gütlich hält.

Schnell wird Thorn aber klar, dass es sich bei dem Vorfall nicht um einen Raubmord handelt, sondern um eine Hinrichtung. Zusammen mit seinem Polizeibuch spürt der Polizist dem Fall nach und entdeckt einen Zusammenhang mit der Soylent Corporation – der Firma, die die Bevölkerung mit ihren Lebensmittelkonzentraten versorgt. Thorns Ermittlungen nehmen eine gefährliche Entwicklung: Jeder, der mit dem Fall zu tun hat, scheint gekauft oder in Lebensgefahr. Gegen den Widerstand von Vorgesetzten und Meuchelmördern bleibt Thorn verbissen auf seiner Spur. Als Sol Roth im "Exchange" schließlich vor dem Polizisten das Geheimnis des Verbrechens lüftet, erträgt der alte Mann die schreckliche Wahrheit nicht und beschließt, seinem Leben in den öffentlichen Euthanasieanstalten ein Ende zu setzen. Einen letzten Hinweis vermag unser altes, sterbendes "Buch" zu geben – und Thorn entlarvt öffentlich das erschütternde Geheimnis.

Neben Charlton Heston bietet Edward G. Robinson, von seiner tödlichen Krankheit gezeichnet und praktisch taub, eine Glanzrolle in seinem letzten Film – zwei Wochen nach dem Ende der Dreharbeiten war der krebskranke Schauspieler tot. (Unter diesem Gesichtspunkt erhalten die Sterbeszene Sols – "I'm going home" – eine ganz andere Gewichtung.) "Soylent Green" besticht durch unvergessliche filmische Glanzpunkte: Thorns und Sols gemeinsames Essen ist sicher eine der schönsten und eindrücklichsten Mahlzeiten der Filmgeschichte – ohne dass dabei ein Wort fiele. Und natürlich die letzte Einstellung des Filmes, als das Bild gefriert mit dem verzweifelt in die Höhe gereckten, blutigen Arm des schwerverletzten Polizisten und der Satz hinausgeschrieen wird, der die ganze schreckliche Wahrheit offenbart: “Soylent Green is ...”

Ein zeitbezogener Film und zugleich ein zeitloser Klassiker. Und welcher Antiquar kennt diesen Anblick nicht, als der “Chef-Antiquarin” des "Exchanges" zwei wertvolle Bände vorgelegt werden ...

Soylent Green (German: Jahr 2022 ... die überleben wollen). By Richard Fleischer after the novel by Harry Harrison. Starring Charlton Heston, Leigh Taylor-Young, Chuck Connors, Joseph Cotten, and Edward G. Robinson. USA 1973.

The article was published on the website of the German Antiquarian Booksellers’ Association (VDA) www.antiquare.de and is presented here by permission of the author and the VDA. Thanks.

>>> Rare Book Film Festival during the 39th ILAB Congress and 23rd International Antiquarian Book Fair in Bologna (Italy), September 20-26, 2010